Mit 180 Karten durch den Wald
Eins vorneweg: Mischwald besticht schon vor dem Spielen mit seinem atemberaubenden Aussehen. Die 180 Karten wurden von der Naturillustratorin Judit Piella und dem Naturillustrator Toni Llobet absolut fantastisch in Szene gesetzt.
Wachsen und gedeihen lassen
Ziel des Spiels ist es durch geschicktes Anlegen von Tieren und Pflanzen an Bäume den wertvollsten Mischwald aufzubauen. Kernstück unserer Auslage bilden …. Bäume. Generell gilt: Alle Karten müssen (solange sie Kosten aufweisen) mit anderen Handkarten bezahlt werden. Unser Zug beinhaltet entweder
- 2 Karten zu ziehen oder
- 1 Karte auszuspielen
Karten auszuspielen ist in vielen Fällen
mit Kosten verbunden. Diese befinden sich auf jeder Karte in einem braun
hinterlegten Feld. Bezahle ich die Karte sogar mit der passenden der 8 Farben,
springt oft ein weiterer Bonus heraus. Um diesen Kniff vorzubereiten und
wiederkehrend anzuwenden, bedarf es ein wenig Vorausplanung. Unterstützend
kommt hinzu, dass die bezahlten Karten nicht verschwinden, sondern zunächst in
die Lichtung kommen. Dies ist eine offene Ablage, aus der alle Spieler offene Karten
nachziehen können.
Was uns zur zweiten Aktionsmöglichkeit, dem Nachziehen, bringt. Die 6 Startkarten sind schnell aufgebraucht. Nachschub gibt’s gezielt auf der Lichtung oder (wenn dort gar nichts passt) vom Nachziehstapel. Je 2x eine Karte darf gezogen werden, wobei ich für jede einzelne entscheiden darf, ob verdeckt oder offen.
Flora und Fauna
Der eigentliche Clou sind die Karten. Die Bäume sind dabei noch ganz harmlos. Sie zeigen lediglich den Baum als Vollbild mit den Kosten und den Fähigkeiten bzw. den Siegpunktbedingungen. Alle anderen Karten haben entweder einen Trennstrich quer oder längs der Karte. Auf jedem abgetrennten Teil ist etwas „waldiges“ zu sehen:
- Tiere
Pflanzen
- Pilze
Beim Anlegen der Karte entscheide ich mich IMMER für einen Teil der Karte. Diesen lasse ich sichtbar liegen, den anderen Teil lasse ich (mit etwas Übung) flott unter dem Baum verschwinden. Den sichtbaren Teil nutze ich für Boni und dieser geht auch am Schluss in die Endwertung mit ein.
Wie kommen denn jetzt die Siegpunkte in meinen Wald?
Jede Karte bringt im unteren Bereich ein Feld mit, in dem mögliche Boni UND ihre Siegpunktbedingungen aufgeführt sind.
Mal werden Sets von gleichen belohnt (4 Ahorne), mal Diversität großgeschrieben (je mehr verschiedene Schmetterlinge, desto wertvoller). Auch beziehen sich Karten auf Jäger (Luchs) und Beute (Rehe) oder Mehrheiten (die meisten Linden). Diese Wechselwirkungen zu durchdringen (und zu überblicken) fällt in den ersten 1-2 Partien noch schwer. Die Lernkurve zeigt jedoch steil nach oben. Man gewöhnt sich schnell an die Ikonographie und findet sich immer schneller im eigenen Wald und der Lichtung zurecht.
Der Winter naht…
In der Spielvorbereitung werden 3 Winterwald-Karten in das untere Drittel des Nachziehstapels eingemischt. Wenn die 3. Winterkarte aufgedeckt wird, endet das Spiel augenblicklich. Ein eventuell vorhandener Restzug verfällt. Wenn also der Frost die Wälder heimsucht, fallen die Eicheln von den Bäumen. Diese Eicheln werden jetzt gezählt. Tatsächlich sind Eicheln das Symbol für Siegpunkte. Ein weiteres kleines und süßes Detail der Illustratoren. Der mitgelieferte Block weist 4 Reihen auf, in denen man die Siegpunkte vermerkt:
- Punkte für ober- und unterhalb der Bäume
- Punkte für links und rechts der Bäume
- Für die Bäume selbst
- Und für die Höhle!
Die Höhle???
Ein paar wenige Details habe ich aufgrund der Verständlichkeit unterschlagen. 2 der Tiere (beide enthaltenen Bären) erlauben, die Lichtung abzuräumen und den „Vorrat“ in die eigene Höhle zu legen, was pro Karte einen Punkt bringt. Auch ein Handkartenlimit fiel der Zensur anheim. Ebenso, dass ALLE Karten auf der Rückseite einen Sprössling zeigen, welcher als Baum genutzt werden kann. Ein Almanach für Effekte, Boni und Siegpunktbedingungen liegt in Form von Karten bei.
Macht das Spaß?
Zugegeben: Bei der ersten (abendlichen) Partie mit bescheidenem Licht hat mich die Schönheit der Karten abgehalten, die Ikonografie zu erkennen und zu befolgen. Etwas konsterniert landete ich auf dem letzten Platz... Die zweite Partie (bei mittaglichem Sonnenschein) war eine ganz andere. Fokussiert und genussvoll bauten wir unseren Mischwald aus, fanden Synergien, erschufen und planten. Ein tolles Gefühl! Und, wie schon erwähnt, eine Augenweide. Zurecht findet sich das Spiel auf der Empfehlungsliste des Spiel des Jahres 2024. Die Aufmachung zieht auf jeden Fall Blicke auf sich, wie schon Flügelschlag, das mit seinen realistischen Bildern viele Interessenten angelockt hat. Natur im Spiel ist grade in. Und in diesem Fall zurecht.
Das Spiel ist definitiv für Tüftler, die gerne ihre eigene Auslage optimieren. Der eigene Zug mit seinen 2 Aktionsmöglichkeiten ist schnell abgehandelt, die Wartezeit gering. Hin und wieder schlägt man nochmal eine Symbolik in der gut strukturierten Regel nach, doch das nimmt rapide ab und man taucht schön ab in den Wald, der vor einem entsteht!
Mischwald
Autor: Kosch
Illustrator*in: Judit Piella & Toni Llobet
Erscheinungsdatum: 2023
Noch am Markt: ja
Spieleranzahl: 2-5
Alter: 10+
Spieldauer: 60 Minuten
Bonus: tolle Zeichnungen, neuartiger Mechanismus